Alex Carstiuc, Janina Reichmann, Jonas Empen: Leon Poliakov. Memoiren eines Davongekommenen


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Léon Poliakov musste als Kind mit seinen Eltern vor der Oktoberevolution fliehen und gelangte über Berlin nach Paris, wo sein Vater das Pariser Tagblatt ins Leben rief und zum populären Sprachrohr von Schriftstellern wie Heinrich Mann und Oskar Maria Graf machte. 1940 geriet Léon Poliakov in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Flucht schloss er sich der Résistance an und beteiligte sich an der Rettung von Juden. Noch während der Befreiung Frankreichs begann Poliakov mit der Sammlung von Täterdokumenten und war Mitglied der französischen Delegation bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Schon 1951 entstand auf Anregung von Alexandre Kojève und Raymond Aron seine Studie »Le Bréviaire de la haine«, der erste systematische Versuch, den Massenmord an den Juden zu dokumentieren. Poliakov betonte im Gegensatz zu deutschen Historikern schon sehr früh die zentrale Rolle des eliminatorischen Antisemitismus. Aber die um die Deutungshoheit der Shoa ringenden deutschen Geschichtswissenschaftler haben den Résistanceaktivisten und Autodidakten im akademischen Betrieb bis heute ignoriert.

Der Übersetzer Alex Carstiuc, Janina Reichmann und Jonas Empen präsentieren die soeben erschienenen Memoiren Poliakovs:

Léon Poliakov, St. Petersburg – Paris – Berlin. Memoiren eines Davongekommenen
Aus dem Französischen von Jonas Empen, Jasper Stabenow und Alex Carstiuc
Edition Tiamat 2019

Pressestimmen

»Ich wollte wissen, warum man mich töten wollte – gemeinsam mit Millionen anderer menschlicher Wesen…« (Léon Poliakov)

»Poliakov besitzt ein umfangreiches und intimes Wissen über die komplizierten abministrativen Strukturen Nazi-Deutschlands, von den ständig sich verändernden Beziehungen zwischen den verschiedenen Diensten, wie vom Auf und Ab der verschiedenen Cliquen um Hitler.« (Hannah Arendt)

»Ein Pionier der frühen Phase der Forschung, der in Paris Dokumente zusammentrug und mit seiner ersten Veröffentlichung – Bréviaire de la Haine – die wissenschaftliche Disziplin begründete, die wir heute als „Holocaustforschung“ bezeichnen. Diese erste umfassende Untersuchung zu unserem Thema stützt sich hauptsächlich auf die Nürnberger Prozessakten. Poliakov hatte bereits eine Vorstellung von dem Gesamtphänomen und sogar eine These, nämlich die, dass die Vernichtung der Juden auf Hass zurückzuführen sei.« (Raul Hilberg)