Sonntag, 16. Juni 2024

Generalverdacht. Wie mit dem Mythos Clankriminalität Politik gemacht wird

Uhrzeit
14:00 Uhr
Ort
Clash
Referent*in
Mohammed Ali Chahrour, Jorinde Schulz & Michèle Winkler
Verlag
Edition Nautilus

Die Debatte um die sogenannte Clankriminalität hat seit Jahren Konjunktur. Ein immer weiter wachsendes Gefüge aus polizeilichen Maßnahmenkatalogen, Medienberichten, Entertainmentformaten und (pseudo-)wissenschaftlichen Beiträgen fantasiert eine Bedrohung herbei, gegen die hart durchgegriffen werden soll. Die Konsequenz sind Razzien, rassistische Kontrollen und Kriminalisierung in migrantischen Stadtteilen, die als Problembezirke gebrandmarkt werden; der falsche Familienname genügt, um auf polizeilichen Verdachtslisten zu landen. Politiker*innen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und anderswo profilieren sich mit Null-Toleranz-Strategien gegen »kriminelle arabische Großfamilien« – und tragen damit eine Mitverantwortung für rassistische Morde wie in Hanau. Während »Clankriminellen« vorgeworfen wird, keinen Respekt vor dem Rechtsstaat zu haben, werden im Zuge ihrer Bekämpfung gleich mehrere Grundprinzipien von Rechtsstaatlichkeit über Bord geworfen.

Dieses Buch unternimmt erstmals eine kritische Bestandsaufnahme der Clan-Debatte aus kriminologischen, rechtswissenschaftlichen, soziologischen und feministischen Perspektiven: Wer ist gemeint, wenn von Clans gesprochen wird? In welcher Tradition stehen Kriminalisierungsstrategien im Umgang mit Migration in Deutschland? Welche orientalistischen Stereotype sind in der Clan-Debatte am Werk, und welche Folgen hat die Stigmatisierung für die betroffenen Menschen?

Mohammed Ali Chahrour hat Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität studiert und arbeitet bei Reachout als Antirassismus-Berater. Außerdem hat er 2019 die Initiative „Kein Generalverdacht“ mitgegründet.

Jorinde Schulz ist Mitglied im Vorstand der Linken Berlin und arbeitet bei Gemeingut in BürgerInnenhand, Träger des Bündnis Klinikrettung, zum Thema Privatisierung.

Michèle Winkler ist Klima- und Menschenrechtsaktivistin. Sie war unter anderem Teil der Klimarechtsgruppe "Ende Gelände", die für den Kohleausstieg kämpft. Momentan arbeitet sie als Sprecherin des "Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.".