Verbrannt in der Polizeizelle. Die verhinderte Aufklärung von Oury Jallohs Tod im Dessauer Polizeirevier
„Ich habe zu keinem Zeitpunkt seit dem Brandereignis als gesicherte Erkenntnis angesehen und sehe auch heute nicht als gesicherte Erkenntnis an, dass Ouri Jallow selbst das Feuer gelegt hat, wenngleich dies vom Landgericht Magdeburg, vom Bundesgerichtshof auch nicht gerügt, so festgestellt worden ist.“ (Aktenvermerk des Dessauer Oberstaatsanwalts Christian Preissner vom 3. März 2015).
Oury Jalloh starb am 7. Januar 2005 an Händen und Füßen gefesselt in einer Zelle des Dessauer Polizeigewahrsams. Wie dennoch nicht nach Schuldigen für seinen Tod gesucht wurde und alle Hinweise auf Tat und Täter ignoriert und unterdrückt wurden, ist in diesem Buch zu lesen.
Mouctar Bah war mit Oury Jalloh eng befreundet. Seit dessen Tod kämpft er um Aufklärung und Gerechtigkeit. Er wurde 1968 als erstes von fünf Kindern einer Arztfamilie in Conakry, Guinea, geboren. Sein Vater starb, als er 10 Jahre alt war. Neun Jahre danach holte ihn der älteste Bruder des Vaters, dem die Aufgabe zugefallen war, die Familie zu unterstützen, nach Berlin. Mouctar Bah arbeitete hart auf Baustellen und im Kühlhaus, gründete eine eigene Familie, und im Jahr 2003 machte er sich mit einem Internet- und Telefonladen in Dessau selbständig. Er freundete sich dort mit dem Asylbewerber Oury Jalloh an. „Es gibt drei Dinge in meinem Leben, die alles verändert haben. Das erste war der Tod meines Vaters, das zweite meine Reise nach Deutschland und das dritte der Tod meines Freundes Oury Jalloh. Er hat mich ganz tief in meinem Herzen getroffen“, sagt Mouctar Bah.
Margot Overath wurde als Autorin von Radiofeatures für ARD und DLF mit zahlreichen Preisen geehrt. Zuletzt 2016 mit dem Axel-Eggebrecht-Preis für das Gesamtwerk und 2021 mit dem Deutschen Podcastpreis für ihre Serie „Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau“. Den polizeilichen und juristischen Umgang mit diesem Todesfall dokumentiert sie seit 2010.